1984 – das Jahr der SG Weiche-Handewitt

- Historie: Der Bundesliga-Aufstieg von vor 40 Jahren

Der 19. Mai 1984 ist ein besonders Datum für die traditionsbewussten Handball-Fans in der Region. Es war nicht das erste Mal, dass eine Mannschaft aus der deutsch-dänischen Grenzregion in die Bundesliga aufstieg. Vor 40 Jahren glückte dieses mit der SG Weiche-Handewitt zum ersten Mal einer Spielgemeinschaft, die mit der Philosophie „Bündelung der Kräfte“ das Fundament für die hiesige Handballblüte legte.

Vor zehn Jahren hatten die Handball-Helden von 1984 noch einmal ihren großen Auftritt, als sie in der Pause einer Bundesliga-Partie in die „Hölle Nord“ einmarschieren durften. Denkbar ist in diesem Jahr ähnliches – aber zu einem späteren Zeitpunkt. „Wir wollen uns noch treffen, wahrscheinlich im Rahmen einer Europapokal-Partie“, verrät SG Präsident Dierk Schmäschke, der selbst der damaligen Aufstiegsmannschaft angehörte. Die Erinnerungen an den „Coup von Griesheim“ sind noch rege. Manch einer der Handballer konnte in der Nacht vor dem 19. Mai 1984 nicht richtig schlafen. Sie waren nervös, konnten die Stunde der Wahrheit nicht erwarten, fühlten Druck und leichte Versagens-Ängste. Es war nicht das erste Mal, dass der kleine Klub aus dem Norden Schleswig-Holsteins einen Anlauf auf die große Bundesliga wagte. 1981 fehlte gegen die Reinickendorfer Füchse ein Tor, 1982 zur Relegation ein Punkt. Und jetzt ging es mit einem knappen Vorsprung von nur zwei Toren nach Südhessen, wo der TuS Griesheim für das zweite und entscheidende Aufstiegsspiel wartete.

Keine gute Ausgangsbasis
Die Nordlichter erreichten diesen finalen „Showdown“ nicht ohne Rückschläge. Sie selbst hatten sich als Mitfavoriten ins Gespräch gebracht. „Wir haben einfach die beste Mannschaft und uns in die Hand versprochen, dass wir aufsteigen wollen“, sagte Kapitän Uwe Naffin. Doch nach zwei Spieltagen war man das Zweitliga-Schlusslicht. Die SG fand erst allmählich ihren Rhythmus und sicherte sich mit einem 33:19-Erfolg über den Lokalrivalen TSB Flensburg die Relegation. Der Gegner in den beiden Aufstiegsspielen war der TuS Griesheim. Der Heimauftritt endete ernüchternd: nur ein knappes 19:17. Dennoch machten sich die Nordlichter hoffnungsvoll auf den Weg nach Südhessen – erstmals mit dem Flieger. Mit Bus und Privatautos pilgerten viele Fans ihrem Team hinterher. In Griesheim mussten die etwa 100 mitgereisten Schlachtenbummler nur in der Anfangsphase um ihre SG bangen. Obwohl die Gastgeber in der zweiten Hälfte alles auf eine Karte setzten und für damalige Verhältnisse fast ungehörige 37 Treffer in 30 Minuten fielen, behielt die SG dank großer Kampfkraft stets die Führung. „Immer wieder, immer wieder, immer wieder Handewitt!“, besangen die Fans schließlich einen 30:26-Auswärtscoup.

Die Feierlichkeiten
Mit dem Fan-Bus ging es auf die lange Rückfahrt. Nicht ohne Zwischenstopp. Die Nordlichter platzten beim Südmeister SG Wallau-Massenheim in die Aufstiegsfeier – und staunten nicht schlecht. Ein Fernseh-Moderator führte durch die Veranstaltung, Fußball-Weltmeister Jürgen Grabowski saß am Ehrentisch, Handball-Weltmeister Manfred Freisler wurde als Neuzugang präsentiert, die Mannschaft freute sich auf eine achttägige Mallorca-Reise, und bei der Tombola war der Hauptgewinn kein Fahrrad, sondern ein VW Polo. Die SG war in eine neue Handball-Welt vorgestoßen. Diese Erkenntnis überdeckte aber noch die Aufstiegseuphorie, die keinen Schlaf zuließ. Nach der Rückkehr im hohen Norden gab es im Sportheim des ETSV Weiche ein Essen, dann luden mehrere Fahrzeuge die Handballer ein. Es ging im Auto-Corso an den Kühen vorbei zum Handewitter Sportzentrum, wo die Aufsteiger das Schützenfest sprengten. Gnadenlos wurde in die nächste Nacht gefeiert. Mindestens 50 Mal wurde die Hymne „Marmor, Stein und Eisen bricht – nur die SG Weiche nicht“ zelebriert.