Auf dem europäischen Thron

- SG gewann 2014 die EHF Champions League

Einer der Meilensteine in der Historie der SG Flensburg-Handewitt ereignete sich 2014. Nur ein einziges Mal stand sie im Final Four der EHF Champions League. Das war 2014 – und damals gewann sie sogar auf spektakuläre Weise die europäische Königsklasse. Ein Erfolg, der inzwischen zehn Jahre zurückliegt.

Es war der 31. Mai 2014: Im zweiten Halbfinale von Köln spulte der FC Barcelona all seine Routine ab und wähnte sich acht Minuten vor Schluss bereits auf der Siegerstraße. Beim 32:26 sprach nichts mehr für die SG Flensburg-Handewitt. Es half nur noch eine Alles-oder-nichts-Taktik. Der Underdog warf die Rotation an, Søren Rasmussen ging ins Tor, die Flügel besetzten nun die Youngsters Hampus Wanne und Bogdan Radivojevic. Zugleich ließ Coach Ljubomir Vranjes immer offensiver decken – und hatte damit Erfolg. Barcelona verlor den Kopf. Die SG rückte Tor um Tor heran. „Es war eine unglaubliche Aufholjagd“, erinnert sich Holger Glandorf, als ob es gestern gewesen wäre. Er war im Angriff nun neben Steffen Weinhold als zweiter Linkshänder aktiv, kam wenige Sekunden vor dem Abpfiff für Abwehrchef Tobias Karlsson erneut ins Spiel. „Davon weiß ich nichts mehr”, sagt der heutige SG Geschäftsführer. „Ich war im Film, habe einfach nur funktioniert.” Sein letzter Wurf zappelte im Netz, mit dem Schlusspfiff stand es 32:32.

Entscheidung im Siebenmeterwerfen
Auch die Verlängerung brachte keinen Sieger hervor. Ein Siebenmeterwerfen musste entscheiden. Hampus Wanne trat zum letzten Siebenmeter an. „Ich hatte einen klaren Vorteil: Torwart Danijel Saric kannte mich nicht, aber ich ihn aus vielen Videos”, erzählte der Schwede später. „Deshalb konnte ich nur gewinnen.“ Er entschied sich für einen coolen Leger. Der 20-Jährige sank kurz auf die Knie, breitete die Arme aus und wurde dann von seinen heranstürzenden Mannschaftskollegen auf Händen getragen. Zehn Jahre später erreichte Hampus Wanne ausgerechnet mit Barcelona das Endspiel und holte sich wieder den Titel.

Das Endspiel gegen Kiel
Am 1. Juni 2014 ging es im Finale gegen den THW Kiel. Duplizität der Ereignisse: Erneut vermochte ein Sechs-Tore-Rückstand den Willen der SG nicht zu brechen. Die SG um Michael Knudsen spürte zudem eine Veränderung beim Gegner. „Kiel wurde müde, baute nicht mehr so den Druck auf wie sonst”, merkte der Kreisläufer. „Und als unsere Abwehr stand, hatten wir das Spiel im Griff.“ Die SG war spätestens nach der Pause obenauf: Lasse Svan passte quer durch den Kieler Kreis, Anders Eggert fing das Kempa-Anspiel und vollendete zum 20:19. Wenig später hieß es gar 25:21. „Super Flensburg, super Flensburg-Handewitt“, erklang es von den Rängen. Die SG ließ sich den Vorsprung nicht mehr abjagen und gewann 30:28. Ljubomir Vranjes sackte auf die Knie, dann befand er sich mitten im Feier-Orkan. „Alle sind durcheinandergelaufen”, erinnert er sich zehn Jahre später. „Die Emotionen, die in den Körper kommen, kann man nicht erklären. Es brennt!” Das Wunder von Köln ist seitdem ein Teil der Handball-Geschichte.

Feier auf dem Südermarkt
Es wurde eine kurze Nacht. Die Mannschaft flog am Tag darauf von Köln zurück in den Norden und erschien am Nachmittag am Südermarkt. Längst herrschte dort der Ausnahmezustand. Schätzungsweise 5000 Menschen drängten sich auf dem Platz. „Einmal Flensburg, immer Flensburg, hey, hey, hey”, schallte es immer wieder über den Köpfen der Menge. Kapitän Tobias Karlsson übernahm in Bus das Kommando: „Leute, das wird heiß – alle ziehen die Jacketts aus!” Dafür war ein Ersatz zur Hand: blaue T-Shirts, auf denen der Schriftzug „Flensation” leuchtete. Diese Bilder waren wieder frisch, als die SG nun die EHF European League errang. Thomas Mogensen war nun zwar nicht vor Ort, sah aber Fotos und musste an 2014 zurückdenken. „Wir waren mit dem Gefühl nach Köln gefahren, dass alles klappen muss, wenn wir etwas holen wollen“, erzählt der einstige Offensiv-Motor. „Die Mannschaft hatte ein großes M. Sie konnte alles erreichen, weil sie mit Geschlossenheit agierte und die ganze Stadt hinter ihr stand.“ Der Däne wohnt weiterhin in Handewitt und fungiert als Sport-Direktor vom Kooperationspartner SønderjyskE. In Köln war er zehn Jahre nicht gewesen – bis zum zweiten Juni-Wochenende. Thomas Mogensen fungierte als Experte für das dänische Fernsehen.

Das Team von 2014

Mattias Andersson, Søren Rasmussen – Anders Eggert, Michael Knudsen, Thomas Mogensen, Steffen Weinhold, Jim Gottfridsson, Tobias Karlsson, Jacob Heinl, Holger Glandorf, Lasse Svan, Drasko Nenadic, Bogdan Radivojevic, Olafur Gustafsson, Hampus Wanne, Goran Bogunovic, Lars Kaufmann
Trainer: Ljubomir Vranjes
Co-Trainer: Maik Machulla