„Ein besserer Handballer“

- Das Interview der Woche: Teitur Einarsson

Bis Herbst 2021 war die LIQUI MIOLY HBL für Teitur Einarsson ein unbekanntes Terrain. Bis dahin hatte der Isländer für seinen Heimatverein UMF Selfoss und dann für den mehrfachen schwedischen Meister IFK Kristianstad gespielt. Dann stieß der Linkshänder mitten in der Saison zur SG Flensburg-Handewitt, die im rechten Rückraum über Verletzungspech klagte, und konnte auf Anhieb helfen. Nun wurde der 25-Jährige verabschiedet und schloss sich ab Sommer dem VfL Gummersbach an. Die Redaktion sprach mit dem 25-Jährigen.

Teitur, zweieinhalb Jahre warst du bei der SG. Was waren die Höhepunkte?
Teitur Einarsson: Natürlich der Abschluss in der EHF European League. Ich wollte unbedingt einen Titel. Zuvor waren die beiden Teilnahmen an den Pokal-Endrunden in Köln  etwas Besonderes. In besonderer Erinnerung habe ich auch die Viertelfinal-Paarungen gegen Barcelona. Im Frühling 2022 war ich trotz unseres Ausscheidens dann in Köln zum Finale. Barcelona siegte im Siebenmeterwerfen gegen Kielce. Bei den Polen steht mein Cousin Haukur Thrastarson im Kader.

Wie fällt deine persönliche SG Bilanz aus?
Teitur Einarsson: Ich habe gut Deutsch gelernt und bin vor allem ein besserer Handballer als vor drei Jahren. Ich habe viel gelernt. Es bringt viel Spaß, vor vielen Fans zu spielen. Ich werde immer auf eine gute Zeit zurückblicken.

Was wirst du am meisten vermissen?
Teitur Einarsson: Vielleicht ist es die Nähe zu Skandinavien, was auch einem Isländer das Gefühl von einem nahen Zuhause gibt. Man ist schnell in Skandinavien. Ehrlich gesagt denke ich nicht darüber nach, was ich vermissen könnte. Ich schaue nach vorne und freue mich auf einen neuen Verein und eine neue Aufgabe.

Was gab den Ausschlag für den VfL Gummersbach?
Teitur Einarsson: Es gab viele Möglichkeiten, aber Gummersbach gefiel mir am besten von der Spielweise, von der Geschwindigkeit und der Trainingsphilosophie. Die Spieler sind wirklich alle fit. Und das Trainer-Team verfügt über eine große Expertise und viel Erfahrung.

Der VfL hat mit Gudjon Valur Sigurdsson einen isländischen Trainer. War das ein wichtiger Grund?
Teitur Einarsson: Ich kannte Goggi natürlich schon vorher. Wir sprachen vor meiner Verpflichtung intensiv miteinander – natürlich auf Isländisch. Wir konnten so alles ganz genau ansprechen. Ich weiß nun, was er will – und umgekehrt. Das wird mir sicherlich helfen, mich schnell in die Mannschaft zu integrieren.

Hast du damals zugeschaut, wenn Gudjon Valur Sigurdsson in der LIQUI MOLY HBL oder in der EHF Champions League gespielt hat?
Teitur Einarsson: Ich habe sogar mal gegen Goggi gespielt. Als ich bei IFK Kristianstad war, trafen wir in der EHF Champions League auf die Rhein-Neckar Löwen. Und in der Nationalmannschaft spielten wir sogar ein oder zwei Jahre gemeinsam. Er ist ein richtig guter Typ, der immer gewinnen will. Und beim Handball will ich das auch.

Habt ihr isländischen Handballer untereinander viel Kontakt?
Teitur Einarsson: Wir kennen uns natürlich alle, und es gibt immer etwas zu erzählen, wenn wir uns im Rahmen der Spiele treffen. Eine besondere Beziehung gibt es zu allen Handballern, die wie ich aus Selfoss stammen. Mit mir haben es fünf Spieler zu Top-Klubs geschafft. Omar Ingi Magnusson und Janus Smarason spielen beim SC Magdeburg. Elvar Örn Jonsson und Haukur Thrastarson sind sogar meine Cousins. Auf den einen traf ich zuletzt in Köln, als wir gegen Melsungen spielten, der andere ist ja – wie schon erwähnt – in Kielce. Und dann gibt es noch Bjarki Mar Elisson. Er kommt eigentlich nicht aus Selfoss, spielte aber schon mit 16 oder 17 Jahren für unseren Verein. Und seine Frau kommt aus unserer Stadt. Deshalb ist er für uns auch ein Junge aus Selfoss.

Wirst du im Sommer auf Island sein?
Teitur Einarsson: Ich werde zunächst noch ein paar Sachen nach Gummersbach bringen. Und dann geht es natürlich nach Island. Ich werde dann hauptsächlich in Selfoss sein, wo meine Familie lebt, aber auch in Reykjavik, woher meine Freundin kommt. Sie wird übrigens mit mir nach Gummersbach gehen.

Was sollte man sich unbedingt anschauen, wenn man mal auf Island ist?
Teitur Einarsson: Mit dem Goldenen Kreis machen Touristen gewiss nichts verkehrt. Man sollte sich vier bis fünf Tage Zeit nehmen und unsere Insel einfach umfahren. Dann sieht man so viele Wasserfälle, Berge und Gletscher, wie man nur möchte.

Wie sind eigentliche deine Ambitionen bei der isländischen Nationalmannschaft? Bei der jüngsten EHF Euro warst du ja nur kurz dabei.
Teitur Einarsson: Ja, leider nur ein Spiel. Mein Ziel ist es natürlich, ein Teil der Nationalmannschaft zu sein. Wir Isländer haben aber ein Luxus-Problem: so viele starke Rückraumakteure. Als wir vor Kurzem gegen Estland in der WM-Qualifikation spielten, war ich leider nicht dabei. Stattdessen konnte ich für ein paar Tage nach Island fliegen und meine Familie sehen.

Willst du später, nach deiner Handball-Karriere, wieder zurück nach Island?
Teitur Einarsson: Ja, auf jeden Fall. Aber ich habe mich noch nicht damit beschäftigt, was ich einmal machen werde. Ich bin ja noch jung, und will noch lange Handball spielen.